Besuch beim griechischen „Nationalrat für die Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg“

Athen, 26. September 2015

Vor unserem Abflug hatte Triantiafilia aus Berlin der Reisegruppe den Vorschlag gemacht, in Athen den Nationalrat zu treffen. Das lag auch in unserem Interesse, denn in Berlin wurde im Frühjahr auf Betreiben von Manolis Glezos ein Ausschuss zu den Reparationsforderungen gegründet: „Deutschlands unbeglichene Schuld(en)“. VertreterInnen der Initiative gehörten auch der Reisegruppe an und hatten Exemplare der für die Öffentlichkeitsarbeit gedruckten Plakate im Gepäck. So lag es nahe, nicht nur durch unseren Besuch in Distimo der Verbrechen der deutschen Wehrmacht zu gedenken, sondern auch die GenossInnen des Nationalrats in Griechenland zu treffen. Alle Regierungen der Bundesrepublik haben sich nach 1945 geweigert, über die griechischen Reparationsforderungen überhaupt zu verhandeln. Die Regierungen in Athen haben zwar nie formell auf die Reparationszahlungen verzichtet; sie haben es aber auch nie offiziell mit Nachdruck eingefordert. So bleibt die deutsche Schuld auch 70 Jahre nach Kriegsende unbeglichen. Zwar wurde im letzten griechischen Parlament ein interfraktioneller Ausschuss zur Aufstellung der griechischen Reparationsforderungen gebildet. Die Hoffnungen, dass die neue griechische Regierung das Thema aufgreift, müssen wir nach Unterzeichnung des neuen Memorandum wohl vorläufig begraben.

Zwölf Mitglieder des Nationalrats empfingen uns in den Büroräumen des Rechtsanwalts Sarantos Theodoropoulos. Es war nicht, wie ich vorher vermutet hatte, eine normale Sitzung des Gremiums, zu der wir kurz geladen waren. Die zum Teil sehr alten Kämpfer hatten sich eigens versammelt, nur um uns zu empfangen. So hatten wir genügend Zeit, um das Treffen mit einer ausführlichen Vorstellung aller TeilnehmerInnen zu beginnen.
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Von unserer Seite nahmen teil: Manfred Klingele (GEW Hamburg), Andreas Hesse (ver.di Berlin), Dietmar Görz (IG Metall Salzgitter, ehem. VKL-Leiter bei VW), Jan Rübke (ver.di Hamburg) und Klaus Lemnitz aus Berlin. Vor allem die ausführliche Vorstellung von Klaus weckte das Interesse unserer Gastgeber. In der DDR hat er als Metallfacharbeiter und später als Produktionsplaner gearbeitet. Nach der Vernichtung fast aller Industriearbeitsplätze in Ostdeutschland durch die eigens zur Privatisierung der Staatsbetriebe gegründete Treuhandanstalt, gehörte Klaus mit zu den Gründern einer Genossenschaft. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, kleinen Gewerbetreibenden und Selbständigen im kollektiven Rahmen Möglichkeiten zur Produktion und Verwirklichung ihrer Ideen zu bieten. Jetzt wurde Griechenland eine Treuhand verordnet mit einer ähnlichen Zielsetzung wie 1990 – die Organisation und Abwicklung des zu privatisierenden staatlichen Eigentums. Klaus wies darauf hin, dass die Treuhand keine Erfindung der damaligen Bundesregierung war. Schon die Nationalsozialisten bedienten sich der „Deutschen Revisions- und Treuhand AG“ zur Ausplünderung der eroberten europäischen Länder und zum Raub jüdischen Eigentums. Klaus kommt aus einer kommunistischen Familientradition. Seine Eltern und Großeltern zahlten ihren Widerstand gegen den Faschismus mit Zuchthausstrafen und der Einlieferung in das KZ Ravensbrück. Glücklicherweise überlebten sie. Klaus ist neben seinem vielfältigen politischen und sozialen Engagement deshalb auch Mitglied in der VVN und im Lagerkomitee des KZ Ravensbrück.

Geleitet wurde die Sitzung von Sekretär des Nationalrates, Stephanos Lineos. Er ist auch ein in Griechenland bekannter Schauspieler, dem man sein Alter von 87 Jahren nicht ansieht. Er wirkt wie Anfang 70. Zunächst entschuldigte er Manolis Glezos, der wegen anderer Verpflichtungen nicht kommen konnte. Aber Manfred und Rolf hatten ihn ja schon einige Tage zuvor besucht.

Zu Beginn gab Stephanos einen kurzen Bericht über den Widerstand in Griechenland und die Massaker der deutschen Wehrmacht. Nach der Sowjetunion hat die griechische Bevölkerung den höchsten Blutzoll des II. Weltkrieges bezahlt, vergleichbar nur mit dem damaligen Serbien. Weit über 100 Dörfer und Städte wurden während der Besatzung zu Orten grausamster Vergeltungsmaßnahmen an der Zivilbevölkerung. Sie wurden von der Wehrmacht völlig oder teilweise zerstört. 99 anerkannte „Märtyrerorte“ gibt es in Griechenland. Der Besatzung des Landes durch deutsche, italienische und bulgarische Truppen folgte auch eine beispiellose wirtschaftliche Ausplünderung. Bodenschätze, wie beispielsweise Chrom und Bauxit, wurden für die deutsche Rüstungsproduktion gebraucht. Aber nicht nur Bodenschätze, sondern fast die gesamte griechische Produktion sowie Maschinen und Anlagen wurden geraubt.1

Zum Ende des Krieges, vor ihrem Abzug aus Griechenland, zerstörte die Wehrmacht die noch verbliebene Infrastruktur, wie die Häfen, Eisenbahnwege, Züge, Straßen, Brücken und Transportfahrzeuge.

Der griechische Widerstand gegen die deutsche Besatzung war einer der erfolgreichsten in Europa. Er hat mit beigetragen zum militärischen Sieg der Alliierten und somit auch zur Beseitigung des Faschismus in Deutschland. (Anm.: Ursprünglich sollten verbündete italienische Truppen, die bereits Albanien erobert hatten, Griechenland besetzen. Sie scheiterten am militärischen Widerstand. So begann am 6. April 1941 der deutsche Feldzug gegen Griechenland und Jugoslawien, der für die Ostfront vorgesehene Truppenteile auf dem Balkan band.) Ab Sommer 1943 erstarkte der Widerstand unter Führung der kommunistischen Widerstandsbewegung EAM und ihres militärischen Arms, der ELAS. Bereits Ende November 1942 gelang es dem Widerstand, die wichtige Eisenbahnbrücke über den Fluss Gorgopotamos in der Nähe von Ypati zu sprengen. Der Abtransport wichtiger Rohstoffe für die deutsche Rüstungsproduktion konnte torpediert und zunehmend unterbunden werden. Im Sommer 1944 beherrschte die Widerstandsorganisation über 70 % des Landes.

Anlässlich der besonders kompromisslosen Haltung der Bundesregierung bei den Verhandlungen Griechenlands mit der Troika stelle sich für sie die Frage, ob dies nicht die späte Rache für den erfolgreichen Widerstand gegen die deutsche Besatzung sei? Aktuell gibt der Nationalrat eine kleine Zeitung heraus, mit der sie die Öffentlichkeit in Griechenland über ihre Zielsetzungen und Ansichten informieren.

Als erster stellte sich Stelios Samanos vor. Er kommandierte eine Partisaneneinheit, die 1944 für den Transport von Waffen aus den Bergen zum Widerstand in Athen zuständig war. Es handelte sich um erbeutete Waffen von italienischen und deutschen Besatzungstruppen. Die erste Ladung, schlecht getarnt, sollte am 17. August 1944 in die Stadt geschmuggelt werden. Die Wehrmachts-Kontrollen um Athen waren an diesem Tag glücklicherweise ausgedünnt, da eine Razzia in Piräus stattfand.2

Es gelang ihnen deshalb, die Kontrollposten unbehelligt zu passieren. Mehr als 100 Zivilisten wurden während der Razzia ermordet, mehrere Tausend wurden in das KZ Chaidari bei Athen gebracht. So erwies sich das Leid der Bevölkerung in Piräus zugleich als glücklicher Zufall für seine Partisaneneinheit. Danach haben sie die Waffen besser getarnt, in Fässern unter Stroh und Harz versteckt. Alle drei Tage haben sie eine Waffenlieferung nach Athen bringen können, erzählte Stelios.

Ignatios Axiotis, er erlebte den II. Weltkrieg als 5-10jähriger Junge, berichtete von seinen Erinnerungen: von der Bedrohung durch die deutschen Kampfflugzeuge und vor allem von der großen Hungersnot. Da es kein Getreide mehr gab, haben die Menschen aus allem möglichen, z.B. aus Reisig, Brot gebacken. Viele Menschen seien damals verhungert.3

Einher mit der Hungersnot ging eine Hyperinflation, so dass damals ein Ei mehrere Milliarden Drachme kostete. (Anm. Die Inflationsrate in Griechenland in den Jahren 1943/44 betrug maximal 8,55 Milliarden Prozent).

Den Erinnerungen der Zeitzeugen schlossen sich die Berichte aus den Märtyrerorten an. Charilaos Ermidis aus Kalavryta berichtet über die Ereignisse vom Oktober 1943. Die Volksbefreiungsarmee war in der Gegend sehr stark. Ihr gelang es 80 deutsche Soldaten gefangen zu nehmen, die sie gegen Geiseln der Deutschen Wehrmacht austauschen wollten. Dazu kam es nicht. Unter dem Kommando des Generalmajors Karl von Le Suire begann am 9. Dezember die 117. Gebirgsjäger-Division, mit der Zerstörung von Kalavryta und 25 Dörfern.4 Viele Angehörige von Charialos gehörten zu den Opfern des Massakers.

Maria Laina berichtete über das Massaker in Ypati, einer Gemeinde in Mittelgriechenland. „Am 2. Dezember 1942 wurden zehn Bewohner des Ortes an den Trümmern der Brücke über den Fluss Gorgopotamos exekutiert, da diese gesprengt worden war. Am 5. Dezember wurden weitere sechs Menschen von den Italienern hingerichtet. Samstag, der 14. Juni 1944 war wahrscheinlich der schwärzeste Tag der neueren Geschichte des Ortes. Da Ypati ein Zentrum der Widerstandsbewegung ELAS war, brandschatzten und plünderten deutsche Besatzungstruppen den Ort und exekutierten Zivilisten und Widerständler. 28 Menschen wurden getötet, 30 verletzt und 375 der 400 Häuser, byzantinische Kirchen und historische Villen wurden zerstört.“ (Wikipedia)

Christin Stamouli ist Rechtsanwältin und berichtete über ihre Erfahrung bei den Versuchen der Opfer und ihrer Nachfahren, eine Entschädigung für die Massaker von der Bundesrepublik zu erhalten. Sie setzt die Arbeit ihres verstorbenen Vaters fort, der die Klagen der Opfer von Distomo gegen die Bundesregierung geführt hatte. Bis heute blieben die Taten der Wehrmacht ungesühnt5 und alle Ansprüche auf Entschädigung wurden von der Bundesregierung negiert und von Gerichten abgewiesen.6

Das Treffen endete mit einer Geste besonderer Freundschaft und Verbundenheit von Seiten unserer Gastgeber. Wir sollten uns nicht als Gäste, sondern als Griechen fühlen. Sie würden sich bei einem Besuch bei uns in Deutschland auch als Deutsche fühlen. George Dolianitis, der aus einem reichen Hause stammt und sein Vermögen Stiftungen und Initiativen vermacht hat, lud uns anschließend zum Essen ein. In den ausführlichen Gesprächen beim Mittagstisch erwies sich Markos Charitos als „wandelndes Lexikon“, der uns viel über die Geschichte Griechenlands und auch die aktuelle Situation erläutern konnte.

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Der Termin beim Nationalrat gehörte für mich zu einem der interessantesten Treffen – vor allem auch durch Teilnahme der Zeitzeugen aus dem Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Zugleich eröffnet er die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen der Initiative „Deutschlands unbeglichene Schuld(en)“, der VVN und dem griechischen Nationalrat.

(Andi)

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Fußnoten

1 Durch die erzwungene Ausfuhr fast der gesamten griechischen Produktion wurde noch eine positive Handelsbilanz zum Deutschen Reich in Höhe von 71 Mio. Reichsmark festgestellt, die dann mit extremen Besatzungskosten (auf Wunsch von Hitler in Aufbaukosten umbenannt) verrechnet wurden. Griechenland hatte von allen besetzten Ländern die höchsten Besatzungskosten zu zahlen. Um diese Zahlung sicherzustellen, wurde die Deutsch-Griechische Warenausgleichsgesellschaft mbH (DEGRIGES) gegründet, die von den exportierten Gütern des Landes zuerst die Besatzungskosten abzog. Die DEGRIGES stellte sowohl die Verbilligung griechischer Waren für Importeure als auch die Abschöpfung eines Großteils der verbliebenen Wertes sicher. Die Beschlagnahmung und der Abtransport umfassten nicht nur erzeugte Waren, sondern auch die Demontage sämtlicher Fertigungsanlagen. Einem Bericht des Life-Magazins zufolge waren landesweit alle Maschinen und Anlagen in damals bedeutenden Bereichen wie dem Textilsektor und der chemischen Industrie demontiert und nach Deutschland geschafft worden. Als es nichts mehr zu konfiszieren gab, konzentrierte sich die Ausbeutung auf Lebensmittel und Rohstoffe. Vertreter deutscher Firmen konnten sich vor Ort aussuchen, welche Güter sie haben wollten. Besonders die fehlenden Nahrungsmittel führten zu einer Hungerkatastrophe und einer Säuglingssterblichkeit von 80 %. In den Wintern 1941/42 und 1942/43 starben während der Großen Hungersnot 300.000 Menschen vornehmlich in den Ballungsgebieten den Hungertod. Von 300 im Oktober 1944 in Athen untersuchten Kindern waren 290 an Tuberkulose erkrankt. (aus wikipedia)

2 Die größte derartige Razzia fand am 17. August 1944 wiederum in Nea Kokkinia als Abschluss einer ganzen Serie von „bloccos“ statt, mit der die Deutschen auf die zugespitzten Auseinandersetzungen in Athen und Piräus reagiert hatten: „In den Vorstädten gibt es Demonstrationen aller Art, Sprechchöre, Kranzniederlegungen usw. In den letzten Tagen wurden von uns unter Heranziehung von Evzonen-Abteilungen rücksichtslose Razzien durchgeführt. Die aufgegriffenen Verdächtigen werden nach einer summarischen Sicht nach Deutschland für den Arbeitseinsatz abtransportiert.“ Bei der abschließenden Razzia am 17. August 1944 wurden mehr als 100 Menschen erschossen und mehrere Tausend nach Chaidari gebracht. Die Athener Polizei untersuchte die Vorkommnisse Anfang 1945 und stellte fest, dass die Razzia dem Ziel gedient hatte, Handwerker und Arbeiter zu verhaften, um sie zur Arbeit nach Deutschland zu schicken. Insgesamt erschossen Polizei-Gebirgsjäger und ihre griechischen Kollaborateure am 17. August 1944 125 Männer und fünf Frauen, brannten 112 Häuser des Stadtteils nieder und verhafteten 7.000 Menschen, die nach Chaidari eingeliefert wurden. 1.200 von ihnen wurden am folgenden Morgen nach Deutschland deportiert. Wie viele Menschen bei derartigen kriegs- und völkerrechtswidrigen Hinrichtungen von den Gebirgsjägern in Athen und Piräus ermordet wurden, ist nicht mehr festzustellen. (aus www.nadir.org)

3 Das Time-Magazine bezeichnete Griechenland als „Hungriest Country“ und berichtete am 9. Februar 1942, eine Woche zuvor habe in Athen ein Laib Brot umgerechnet 15 $ gekostet. Kartoffeln, Feigen, Rosinen und Tomaten seien zu keinem Preis mehr zu bekommen. Begleitet wurde die Situation durch zahlreiche Epidemien. Nach einem Jahr Besatzung fragen im April 1942 die in Griechenland erscheinenden „Deutschen Nachrichten“ hinsichtlich der extremen Auswirkungen der Wirtschaftspolitik: „Wird Griechenland überleben?“ Das US-amerikanische Life-Magazine berichtete in der Ausgabe vom 3. August 1942: Menschen sterben in Athen auf den Straßen, weil sie geschwächt durch den Hunger nicht mehr nach Essbarem suchen können. In einigen Gegenden sind 20 % der Bevölkerung seit Anfang des Jahres verhungert. Die Deutschen schlachten das Kalb, welches ihre Truppen mit Milch versorgt.“ … Die Schätzungen über die Zahl der Menschen, die in Griechenland während des Zweiten Weltkrieges an den direkten oder indirekten Folgen des Hungers starben, schwanken zwischen 100.000 und 450.000 Opfern. (Wikipedia)

4 Am 13. Dezember wurden alle Dorfbewohner zur Schule befohlen. Alle Frauen und Mädchen des Ortes sowie alle Jungen unter zwölf Jahren wurden im Schulgebäude eingeschlossen, dann wurde das Gebäude in Brand gesetzt. Ein österreichischer oder deutscher Soldat öffnete allerdings wieder mit seinem Gewehrkolben die verschlossene Hintertür der bereits lichterloh brennenden Schule, um den Eingeschlossenen die Flucht zu ermöglichen. Er wurde tags darauf standrechtlich erschossen. Ihm wurde in Kalavrita ein Denkmal errichtet. Alle Männer wurden oberhalb des Ortes geführt und dort mit Maschinengewehrfeuer hingerichtet. 13 Männer überlebten das Massaker, weil sie von den Deutschen für tot gehalten wurden. Der Ort wurde in Schutt und Asche gelegt. (Wikipedia)

5 Der Jurist Norman Paech schrieb 2000: „Trotz Hunderten von Ermittlungsverfahren wurde wegen Kriegsverbrechen in Griechenland nur ein Hauptverfahren vor dem Landgericht Augsburg eröffnet. Es ging um die Erschießung von sechs Zivilisten auf Kreta. Das Gericht übernahm den Standpunkt der Wehrmacht, (…), so qualifizierte das Landgericht diese Hinrichtungen als ‚völkerrechtliche Notwehr‘ und sprach den angeklagten Hauptmann frei … Alle Bundesregierungen einschließlich der jetzigen haben sich bisher geweigert, mit der griechischen Regierung in Verhandlungen über die ungelöste Frage der Entschädigung für die Opfer der damaligen Massaker einzutreten.“ (Wikipedia)

6 In Griechenland wurden Klagen von Angehörigen der Opfer auf Wiedergutmachung von Gerichten mit Verweis auf die Staatenimmunität – kein Land kann vor einem Gericht eines anderen Staates verklagt werden – abgewiesen. Am 15. Februar 2007 wies auch der Europäische Gerichtshof (EUGH) in Luxemburg Schadensersatzansprüche an Deutschland wegen des Massakers ab. Die Kläger hatten versucht, ihre Ansprüche juristisch auf ein EU-internes Übereinkommen über die Zuständigkeit und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen aus dem Jahre 1968 zu stützen; dieses sah der EUGH in seinem Urteil für diesen Fall aber als nicht anwendbar. Im ähnlich gelagerten Fall um das Massaker von Distomo hat der Internationale Gerichtshof 2012 in einem Grundsatzurteil entschieden, dass Privatpersonen gegen einen Staat wegen des Grundsatzes Par in parem non habet imperium (Staatenimmunität) nicht klagen dürfen. (Wikipedia)

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