Die Sozialklinik Helliniko

Dienstag 22.9.2015, Athen

Am Nachmittag konnten 3 Teilnehmende der Griechenlandsolireisegruppe
glücklicherweise im Bus der Gruppe aus dem Kreis der Rosa-Luxemburg-Stiftung zur Sozial- oder ehrenamtlichen Stadtteilklinik Helliniko im gleichnamigen Athener Aussenbezirk in Hafennähe mitfahren.

Vom Klinikpersonal, das die interessierten und solidarischen Gäste trotz regelmäßiger Anrufe sehr freundlich und auskunftsbereit – und mit erfrischendem Wasser – empfing, erläuterte unter anderem Ioanna, dass das Sozialklinikprojekt eines von bereits 40 dieser Art in Griechenland ist, nachdem das erste auf Kreta gestartet wurde. Hintergrund dieser Projekte sind auch hier sowohl das unzureichende Gesundheits- und Sozialstem, aus dem Arbeitslose herausfallen und der Druck der Memoranden der Troika.

Während der Anteil des Gesundheitssystems an den öffentlichen Ausgaben in Deutschland, so Ioanna, bei 7 Prozent liege und in Griechenland bei 5 Prozent, verlangten die Memoranden, dass Griechenland den Anteil weiter auf 4 Prozent runter drücke. Daher versteht sich die Klinik auch als Ort des Widerstands („center of resistence“) und beteiligt sich auch, soweit möglich, an Protesten gegen Sparmaßnahmen und auch für Flüchtlinge.

Helliniko geht auf eine Initiative von 6 Menschen aus dem Frühjahr 2011 – kurz vor Beginn der Syntagmaproteste – zurück, deren Anliegen am besten mit den Worten von Mikis Theodorakis beschrieben werden kann:

„Kein_e Griech_in soll Hunger leiden und kein_e Griech_in soll von ärztlicher Versorgung ausgeschlossen sein.“

Die Klinik behandelt mittlerweile 100 Personen am Tag – „einhundert traurige Geschichten“. 250 Ehrenamtliche beteiligen sich mittlerweile daran, jede_r opfert dafür jede Woche ein paar Stunden ihrer/seiner Freizeit, um zur Mission der Klinik beizutragen.

Die Grundsätze dabei – im Sinne von Transparenz und ausschließlicher Orientierung an den Patient_innen – sind:

  1. Keine Annahme von Geld, nur von Medikamentenspenden.
  2. Unabhängigkeit von Parteien und Verbänden.
  3. Keine Werbung, d.h. es dürfen auch keine Spendenden mit ihren Spenden für sich selbst Werbung machen.

Die Ärzt_innen der Klinik verabreichen Arbeitslosen und sonstigen aus dem viel zu begrenzten Gesundheits- und Sozialsystem herausgefallenen Bedürftigen Medikamente, die gespendet werden, oder lotsen sie bei weiterem Therapiebedarf zu anderen spezielleren Kliniken, mit denen sie kooperieren. Denn für intensivere Behandlungen oder Operationen, auch für Schwangerschaftsabbrüche fehlt die technische Logistik – was aber nach Angaben des Personals an der allgemeinen Ressourcenlage liegt und nicht am Einfluss klerikalkonservativer Kräfte in Griechenland. Grundsätzlich engagieren sich aber Ärtzt_innen aus vielen oder allen Fachrichtungen in den jeweils spezialisierten Behandlungsräumen. Dazu wird aber auch Babynahrung gesammelt, denn viele (Klein-)Kinder leiden krisenbedingt an Ernährungsmangelerscheinungen.

Das Sortiment an Arzneien in den Lagerräumlichkeiten wirkt sehr umfangreich und professionell systematisch zusammen gestellt.

Der Bekanntheitsgrad der Klinik und anderer Sozialkliniken ist bereits recht gut, sodass auch regelmässig Medikamente eintreffen und vielen Menschen geholfen werden kann.

Aber da der große Wunsch der Klinik, in Zukunft nicht mehr gebraucht zu werden, vorerst nicht erfüllt werden dürfte, wird sie auch weiterhin auf Medikamentenspenden angewiesen sein, die am besten aus griechischen Apotheken besorgt werden.

Weitere Informationen:
www.mkiellinikou.org/en/presentation-of-clinic/
@MKIEllinikou
Telephone : +30-210-9631-950

(Jan B.)