Das Rainbow-House

21. September 2015, Athen

Das Rainbow House war Treffpunkt und Versammlungsort verschiedener Lesben- und Schwulengruppen sowie friedenspolitischer Gruppen. Transgender-Gruppen haben andere eigene Räume. Das „Haus“ waren zwei gemietete Räume, die vor zwei Jahren wegen Geldmangel aufgegeben werden mussten. Jetzt finden Treffen an unterschiedlichen Orten statt, in sozialen Zentren, in Kneipen oder Clubs, was für viele zu teuer ist, weil dort konsumiert werden muss, im Freien in Parks oder in zu kleinen privaten Räumlichkeiten. Der Wunsch, wieder einen eigenen Ort zu haben, ist groß.

SYRIZA hatte vor der Wahl im Januar 2015 versprochen, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu legalisieren – zur Zeit wird von vier Paaren vor Gericht darüber mit der Staatsanwaltschaft gestritten – und die Änderung von Name und Geschlecht in den Ausweispapieren von Transgender-Personen zu ermöglichen. Dies wurde dann auch im Justizministerium vorbereitet. Viele sind enttäuscht, dass diese Gesetze vermutlich auch als Zugeständnis an die mitregierende rechte ANEL-Partei nicht ins Parlament eingebracht wurden. PASOK und TO POTAMI wollten mit SYRIZA dafür stimmen. Die parlamentarische Mehrheit war (und ist) also gegeben.

Die AktivistInnen aus dem Rainbow-House zählen sich zur Linken, zum Teil zur radikalen Linken, sind aber parteipolitisch nicht gebunden. Dass das NEIN des Referendums in ein JA zum dritten Memorandum verkehrt wurde, hat auch hier politische Hoffnungen zerstört.

Das Verhältnis unserer GesprächspartnerInnen zur EU ist ambivalent, denn „jeder Fortschritt in Sachen Menschenrechte oder auch Ökologie kommt aus Brüssel. Die griechischen Parteien, auch die linken, betrachten das als nicht so wichtig.“

Die zunehmend schwierige ökonomische Situation vieler führt auch dazu, dass ein immer größerer Teil der Energie darauf verwendet werden muss, das tägliche Leben zu organisieren. Es entstehen Tauschringe und Zeitbanken, wo nicht nur Dinge, sondern auch Fertigkeiten und Arbeitszeit ausgetauscht oder auch umsonst abgegeben werden.

Die politische Arbeit dreht sich um Gleichstellung (Homo-Ehe, Adoptionsrecht…), Antidiskriminierung, Organisieren der Pride-Paraden (dieses Jahr gab es erstmals drei: in Athen, Thessaloniki und Kreta), aber auch um die Zusammenarbeit mit migrantischen und Flüchtlingsgruppen und das Zusammenführen der Kämpfe gegen Rassismus, Sexismus, Homo- und Transphobie.

Unsere Treffen mit drei AktivistInnen des derzeit obdachlosen Rainbow-Houses waren sehr offen und sehr herzlich.

Danke!

Beate und Regine